Skip to content

Inkontinenzprophylaxe

Die Blasenschwäche, auch unter dem Fachbegriff Inkontinenz bekannt, bezeichnet das unfreiwillige Ausscheiden von Urin. Hier erfahren Sie mehr über die Ursachen, Symptome und die effektive Vorbeugung.

Weitere Prophylaxen und Praxistipps für Menschen mit Behinderungen

Was ist Inkontinenz?

Per Definition handelt es sich bei Inkontinenz um eine Blasenschwäche, also das Unvermögen, den Urin willkürlich zurückzuhalten. Obwohl es sich hierbei um ein weit verbreitetes Phänomen handelt (von dem Frauen in der Regel häufiger betroffen sind als Männer) ist es für die Betroffenen oftmals äußerst unangenehm, über ihr intimes Problem zu sprechen. Daher müssen Pflegekräfte ihren Klienten im Falle einer Blasenschwäche besonders viel Verständnis entgegenbringen.

Man unterscheidet bei der Inkontinenz zwischen verschiedenen Formen und Schweregraden:

Die Belastungsinkontinenz

Sie stellt die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen dar. Ausschlaggebend sind hierbei körperliche Belastungen, die dazu führen, dass der Urin nicht mehr gehalten werden kann.

  • Grad 1: Es kommt nur bei starker Drucksteigerung im Bauchraum zum Urinverlust. Dies kann beispielsweise durch Aktionen wie Niesen, Lachen, Husten oder dem Heben bzw. Tragen von schweren Gegenständen geschehen.
  • Grad 2: Bereits eine mäßige Drucksteigerung führt dazu, dass Urin verloren wird. So kann dies bereits beim Aufstehen, Hinsetzen, Gehen oder Treppensteigen passieren.
  • Grad 3: Selbst eine schwache Drucksteigerung (oder gar keine) kann dazu führen, dass Urin abgegeben wird.

Die Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

Sie betrifft meist eher ältere Menschen, wobei Männer häufiger daran leiden als Frauen. Diese Form der Blasenschwäche ist äußerst unangenehm, da sich hierbei der Blasenmuskel plötzlich und ganz unerwartet zusammenzieht. Die Folge dessen ist ein sehr starker Harndrang (zumeist mehrfach in einer Stunde), obwohl die Blase meist noch gar nicht allzu gefüllt ist. Betroffene müssen daher ständig die Toilette aufsuchen, wobei es nicht selten vorkommt, dass der Urin bereits vor dem Erreichen austritt.

Die Mischinkontinenz

Wenn die zuvor genannte Belastungsinkontinenz in Kombination mit der eben beschriebenen Dranginkontinenz auftritt, so spricht man von einer Mischinkontinenz. Es treten Symptome aus beiden Formen aus, wobei eine dominieren kann.

Die Überlaufinkontinenz

Wenn die Blase stark gefüllt ist, kann es passieren, dass sie nicht mehr richtig verschließt und überläuft. In diesem Fall spricht man von einer Überlaufinkontinenz. Betroffene haben hierbei das ständige Gefühl, es würden kleinere Mengen Urin abgegeben werden. Diese Form der Blasenschwäche tritt beispielsweise bei Männern mit einer Prostatavergrößerung auf, aber auch Frauen können (insbesondere während der Schwangerschaft) davon betroffen sein.

Die Reflexinkontinenz

Hierbei können die Betroffenen, nicht mehr beurteilen, ob die Blase gefüllt ist oder nicht. Das Wasserlassen lässt sich nicht mehr kontrollieren, wodurch unterschiedlich große Urinmengen unbewusst gelassen werden. Häufig betroffen sind hiervon   Menschen mit einer Querschnittslähmung, Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose oder einer Demenzerkrankung. Doch auch nach einem Schlaganfall oder einen Bandschreibenoperation kann diese Form der Inkontinenz auftreten.

Die Extraurethrale Inkontinenz

Bei der extraurethalen Inkontinenz wird Urin ständig abgegeben, jedoch nicht durch   die Harnröhre. Meist liegen hierbei sogenannte Fisteln vor (s. Ursachen).

Was sind die Ursachen von Inkontinenz?

Die Ursachen der von Inkontinenz können je nach Form unterschiedlich sein:

Ursachen der Belastungsinkontinenz

  • schwache Beckenbodenmuskulatur (häufig durch Schwangerschaft oder hormonelle Umstellung während der Wechseljahre)
  • erschlaffter Schließmechanismus der Blase
  • schlaffes Bindegewebe

Ursachen der Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

  • überaktiver Blasenmuskel (Reizblase) durch fehlerhafte Signalübertragung aus der Blase (etwa durch neurologische Krankheiten, Stoffwechselerkrankungen oder Unfallfolgen)
  • Entzündungen
  • verengte Harnröhre (z.B. durch Prostatavergrößerung)
  • Tumore oder Steine in Harnröhre oder Blase

Ursachen der Überlaufinkontinenz

  • Harnstau durch Abflusshindernisse (häufig benigne Prostatahyperplasie (BPH) oder Prostatakarzinom
  • selten: Tumore oder Verengung der Harnblase oder Harnröhre

Ursachen der Reflexinkontinenz

  • Nervenstörungen zwischen Gehirn und Blase (etwa durch Querschnittslähmung, Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose oder einer Demenzerkrankung. Auch möglich: nach Schlaganfall oder Bandschreibenoperation)

Ursachen der Extraurethrale Inkontinenz

  • Fisteln (= kleine röhrenartige Verbindungen, die beispielsweise Blase und Scheide (oder Enddarm) miteinander verbinden. Durch diese kann der Harn ständig und unbewusst nach außen gelangen.)

Was sind die Symptome von Inkontinenz?

Symptome der Belastungsinkontinenz

  • unkontrollierter Harnverlust durch körperliche Aktivitäten oder Anstrengungen, beispielsweise beim Lachen, Niesen, Husten, Heben, Tragen

Symptome der Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

  • starker Harndrang (obwohl die Blase meist noch gar nicht allzu gefüllt ist)
  • häufiges Aufsuchen der Toilette, wobei der Urin teilweise bereits vor dem Erreichen austritt

Symptome der Mischkontinenz

  • eine Kombination aus den Symptomen der Belastungsinkontinenz und der Dranginkontinenz (Urgeinkontinenz)

 Symptome der Überlaufinkontinenz

  • unkontrollierter Harnverlust bei gefüllter Blase (ohne Harndrang)

Symptome der Reflexinkontinenz

  • ungewollte Entleerung der Blase
  • keine Kontrolle über Harnröhrenschließmuskel

Symptome der Extraurethralen Inkontinenz

  • ständiger, unbewusster Austritt von Urin

Welche Maßnahmen helfen bei der Vorbeugung von Inkontinenz?

Die Inkontinenzprophylaxe verfolgt das Ziel, durch verschiedene Methoden das unkontrollierte Wasserlassen zu vermeiden. Auch wenn die Ursache der Inkontinenz dadurch nicht immer beseitigt werden kann, so können bestimmte Methoden dennoch zur Folge haben, dass der Klient mit Hilfe des Pflegepersonals die Toilette rechtzeitig erreicht:

  • Blasentrainig: Hierbei wird der Klient durch den Betreuer selbst oder durch einen Wecker zu vereinbarten festen Zeiten (Ein-bis-zwei-Stunden-Takt) zum Toilettengang aufgefordert. Ist dies erfolgreich, so werden die Zeitintervalle nach zwei bis drei Tagen um 15 bis 30 Minuten gesteigert. Dieses Training kann einige Wochen in Anspruch nehmen.
  • Toilettentrainig: Der Klient muss hierbei in festen Abständen die Harnblase entleeren. Aufgabe des Betreuers ist es, über mehrere Tage hinweg zu protokollieren, wie viele Einlagen verwendet wurden und welche Menge und Art an Getränken zugeführt wurde. Je näher der Klient seinem Ziel kommt, desto mehr Lob und Zuspruch sollte er erhalten, damit er bei diesem zumeist Wochen andauernden Training nicht die Motivation verliert.
  • Beckenbodentraining: Gerade im Falle einer Belastungs- oder Dranginkontinenz kann es äußerst hilfreich sein, spezielle körperliche Übungen durchzuführen, um gezielt den Beckenboden zu kräftigen. Dieses Training sollte unter Anleitung einer fachkundigen Person, wie etwa einem Physiotherapeuten, stattfinden. Auch Sportstudios, Vereine oder Volkshochschulen können Kurse mit entsprechend ausgebildetem Personal anbieten.
  • Hilfsmittel aus der Apotheke (ggf. vom Arzt verordnet)
  • Gründliche Körperpflege: Um Hauterkrankungen zu vermeiden, sollte Urin, der auf die Haut gelangt ist, schnellstmöglich abgewaschen werden. Dazu verwendet man am besten spezielle Waschlotions für den Intimbereich, damit die Haut nicht allzu sehr strapaziert wird. Sorgfältiges Abtrocknen sowie die Verwendung von pflegenden Cremes und Lotionen sollte zudem routinemäßig erfolgen.
An den Anfang scrollen